TSCHICK

Wolfgang Herrndorf

ins Schweizerdeutsche übertragen vom Ensemble

TSCHICK
Regie:
Ausstattung:
Sound:
Dramaturgie:
Licht:
Assistenz:
Spieler*in:

Premiere:

03. November. 2012

Dauer:

90 Minuten

Ab:

14 Jahre

Vorstellungen im jungen theater basel:
36

Gastspiele:

winterthur, Schwyz, Freiburg, Baden, Aarau, Chur, Weinfelden, schaan

Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Hochhäuser am Rande der Stadt, hat es irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Das einzige, was die beiden Aussenseiter verbindet, ist die fehlende Einladung zum Geburtstag der Klassenschönheit Tatjana. Als aber Tschick mit einem geklauten Auto bei Maik auftaucht und ihn zu einer Fahrt in die Wallachei überredet, stellen sich überraschend viele Gemeinsamkeiten heraus – bis auf eine Sache, da ist einfach nichts zu machen …
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Presseauszüge

In atemberaubendem Tempo spielt das junge theater basel eine schweizerdeutsche Version des Jugend-Kultromans «Tschick» auf der Bühne herunter. Die schweisstreibende Inszenierung punktet mit ihrer fadengeraden und schnörkellosen Spielenergie, die auf dem reduzierten Setting grandios zur Geltung kommt.
Was aber bei alldem am allermeisten beeindruckt, ist weder die zügige Story noch die reife Schauspielerei, sondern die kluge Umsetzung auf der Bühne: Einige Flaschen Wasser und rund fünfzig Autoreifen machen das gesamte Bühnenbild aus. Diese Selbstbeschränkung auf wenige Mittel setzt eine temporeiche, schnörkellose und fadengerade Freude am Spiel frei, die bisweilen übersteuert, aber niemals übergriffig wird. Szenische Passagen ergeben sich so organisch aus Maiks Erzählung und umgekehrt: Die Wechselwirkungen zwischen Theaterformaten und Narrativem machen die besondere Qualität der Inszenierung aus. An der Stelle einer naturalistischen und identifikatorischen Umsetzung der Vorlage kommt so eine sinnige Theaterlust zum Tragen, bei der auch choreographische und akrobatische Elemente Platz finden. Atemberaubend!
Simon Aeberhard in theaterkritik.ch

Fulminant aufspielendes Schauspiel-Trio
Eine grosse Hilfe … ist die Ausstattung von Ursula Leuenberger, die viele Dutzend Autoreifen auf die Bühne gekippt hat. Aus diesen Reifen lassen sich weit über ihren symbolischen Charakter als visueller Rahmen für ein theatrales Roadmovie hinaus spielerisch und spielend alle erdenklichen Szenerien formen: von der Strasse, über die Müllhalde bin zum Berggipfel, Villen-Garten oder Gerichtssaal. In diesem stimmigen Rahmen ist nun ein Trio mit zwei jungen Schauspielern und eine Schauspielerin zu erleben, das in einer Verve aufspielt, als ob es ums nackte Überleben geht. Da sind der drahtige und ausgesprochen agile Tschick (Marco Jenni), sein rührend-komisches und von allerlei Gefühlswallungen heimgesuchtes Gegenüber Maik (Julius Schröder) und die burschikos-eigenwillige Isa (Sina Keller). Diese drei rennen, stampfen und springen ganze anderthalb Stunden auf der Bühne herum, klettern auf Reifentürme und hechten durch und über Reifenberge, dass man sich wundert, dass sie bei diesem Körpereinsatz überhaupt noch Luft zum Sprechen bekommen. Aber letztlich ist es gerade diese besondere Sprache, die zu fesseln mag, der lakonische Unterton, der ständige und absolut leichtfüssige Wechsel zwischen Erzähl- und Dialogmomenten, der hintersinnig-unaufdringliche Humor.
Dominique Spirgi in TagesWoche

Zerbrechlichkeit und Leben am Abgrund
Suna Gürler lässt die beiden temporeich ihre wagemutige Fahrt ins Ungewisse spielen. Was sie denn auch grossartig tun. Marco Jenni als Tschick und Julius Schröder als Maik begeistern nicht nur mit ihrer jugendlichen Spielfreude und ihrer sportlichen Ausdauer, sie sind auch so glaubwürdig unterwegs, dass aus den Gummireifen die Landschaften werden, die sie durchfahren: eine Schrotthalde etwa, auf der sie Isa (Sina Keller) begegnen, die vorübergehend zur Dritten im Bunde wird; einen Berggipfel, auf deren Spitze Isa mit ihrer unverfrorenen Art Maiks inneres Ungleichgewicht zum Abstürzen bringt – eine berührende Szene, wie die beiden am fiktiven Felsenrand über dem See sitzen, kurz vor dem unumgänglichen Sprung in die Tiefe. Bei allem jugendlichen Ungestüm findet Suna Gürler für die beiden Aus- und Aufbrechenden immer wieder stille Momente, in denen sich die Helden von ihrer zerbrechlichen Seite zeigen dürfen. Dann etwa, wenn sie sich symbolträchtig in der Reifenlandschaft verheddern, oder wenn die Pneus zu wackligen Sitzen werden, auf denen sie versuchen, das Gleichgewicht zu finden, oder wenn sich die beiden getrauen, sich Geheimnisse anzuvertrauen –als Beweis ihrer wachsenden Freundschaft.
Corina Lanfranchi in theaterkritik.ch

Die Geschichte eines modernen Huckleberry Finn
Wolfgang Herrndorf gelingt in seinem Buch eine Sprache, die den Tonfall der Jugendsprache trifft, ohne sich anzubiedern, auch ist ihr jedes vulgäre Element fremd. Da ist es eigentlich zwingend die Sprache ins Schweizerdeutsche zu übertragen.
Regisseurin Suna Gürler verlangt von beiden Hauptdarstellern viel. Viel Körpereinsatz bei hohem Tempo, der bis in den Tanz reicht und Fehltritte kaum duldet. Ein langsamer Roadmovie geht nicht. Maik erzählt die Geschichte aus der Rückblende, jetzt besäße er ja alle Zeit der Welt um den Details gerecht zu werden. Und tatsächlich bringt das Wissen um das Ende, das Wissen um die Entwicklung, die er selbst im Laufe dieses Sommers durchlaufen hat, durchaus gefühlte Ruhepunkte in das Stück. Maik, weiß sie zu betonen. Doch das hohe Tempo bleibt. Eine wirklich gelungene Inszenierung.
Martina Wenk in Badische Zeitung 9.11.2012

Im pubertären Wirbel
Suna Gürler (Regie) greift sich den musterhaften Stoff und bringt ihn so selbstredend auf die Bühne, dass Nacherzählungen an dieser Stelle hölzern klängen. Im Wechsel zwischen Alltag und Poesie, im pubertären Wirbel von Freundschaft und Naturflucht, Sex und Selbstkomplexen schwimmen die Backfische frei obenauf: Julius Schröder (Maik Klingenberg) führt meist mutig durch’s Stück. Sina Kellers feinnerviger Proll Isa fasziniert. Und Marco Jenni (Tschick) ist die perfekte Wahl: Schnodderig, direkt, markantes Mienenspiel. Ein liebevoller Roadmovie – poetisch und schlicht.
Benedikt Wyss in Basler Zeitung, 5.11.2012

Ich-Findung in der Pampa
Regisseurin Suna Gürler verknappt das Geschehen auf wenige Episoden. Sie braucht dafür nichts als ein paar Dutzend Autoreifen und drei kraftvolle Darsteller. … mühelos überspringen die Szenen die Rampe und halten uns 90 Minuten lang in Atem.
Verena Stössinger in Basellandschaftliche Zeitung 5.11.2012

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[url=https://www.ag.ch/de/bks/kultur/kulturvermittlung/kultur_macht_schule_1/theaterfunken/theaterfunken.jsp]Imagefilm über Theaterfunken mit Szenenausschnitten und Interviews anlässlich der Vorstellungen in der Tuchlaube Aarau[/url]