Die Leiden des jungen Werther

Johann Wolfgang Goethe

Gastspiel einer Diplominszenierung der Zürcher Hochschule der Künste

Die Leiden des jungen Werther
Vorstellungen im jungen theater basel:
8

“Was ist unserem Herzen die Welt ohne Liebe?”

Werther entflieht dem Stadtleben und lernt auf dem Land die schöne Lotte kennen. Trotz der Seelenverwandtschaft heiratet Lotte Albert, ihren Verlobten. Werther aber will nicht aufgeben: Seine Liebe nimmt selbstmörderische Züge an. Die Geschichte endet tragisch.

Goethes Werk rief 1774 kontroverse Reaktionen hervor. Er selbst hatte sich durch das Niederschreiben in wenigen Wochen „von seiner Trunkenheit, seinem Rausch” in welche er durch seine Erlebnisse mit Charlotte Buff verwickelt war, befreit. Doch warf man ihm nun Verherrlichung des Suizids vor. Mittlerweile feiert man “Die Leiden des jungen Werther” als den Beginn des Sturm und Drang – und geniesst die emotionale Überhöhung als wesentliche Konstante dieser Kunst – die sich nie mit dem Leben verwechselt wissen wollte.

WERTHER: Manchmal sag ich mir: Dein Schicksal ist einzig; preise die Übrigen glücklich – so ist noch keiner gequält worden. Dann lese ich einen Dichter der Vorzeit, und es ist mir, als säh ich in mein eignes Herz. (1772

==Presse==

[b]Reduktion[/b]

[quote=Thierry Frochaux, PSZ]Für seine Diplominszenierung streicht der Regiestudent Daniel Kuschewski alles, was ablenkt, weg und macht aus “die Leiden des jungen Werther” einen kompakt verdichteten Abend. Höchste Konzentration aufs Schauspiel.

In den gut neunzig Minuten Hochgenuss wird sich das Saallicht ganz langsam verabschieden und das inszenierte Licht, eine Glühbirnenarmada, die alle Wände ziert, wird zum Schluss gleissen hell erleuchten. Genauso effektvoll, gerade weil so einfach, geht der Regiestudent Daniel Kuschewski in seiner Abschlussarbeit mit dem Stoff und den drei SchauspielerInnen um. Lange Zeit stehen Lotte, Werther und Albert auf ihren drei Fixpunkten auf der Bühne und lassen neben der inszenierten Geschichte immer wieder Kunstpausen wirken. Kunstpausen, in denen die kleinen Gesten, reine Mimik und Körperhaltung genauso ‘sprechen’, wie wenn die DarstellerInnen den Mund öffnen. “Die Leiden des jungen Werther” ist als Kontrastpunkt gegen diese Reduktion aber auch Vollgas-Körperlichkeit, mit jeder einzelnen Faser auf die Bühne gebracht. Der Tanz der beiden Liebenden um die einzige Frau, deren endliche Rauferei, die überschwängliche Freude des jungen Werther und die missgünstigen Blicke Alberts aus dem Hintergrund – alles in sich stimmig und passend zum Inhalt dieser pubertär-wollüstig-illusorischen ersten Liebe. Die exakt ausgeführten Stimmungswechsel von der ausufernden Begierde zur auf den Punkt gebrachten stoischen Ruhe mit wechselndem inhaltlichem Hintergrund sind sagenhaft ausgeführt. Natürlich hat sich Kuschewski ein Dream-Team in Sachen Schauspiel für diesen Abschluss ausgesucht, aber auch gute SchauspielerInnen erreichen ihre Höchstform in aller Regel erst durch eine klare Regie – und die liefert er unbestreitbar ab. Bravo![/quote]